Mit Dragonfall ist die zweite offizielle Kampagne des SNES Remakes vor einigen Tagen erschienen und ganz ehrlich: Es gibt nur zwei Meinungen. Die einen werden sagen, dass Shadowrun bzw. Dragonfall eines der besten Rollenspielerlebnisse der letzten Jahre ist… denn auf seine ganz eigene Art und Weise ist es das. Die anderen werden sagen, dass das Spiel zu sperrig ist und Grafik, (nur spärlich vorhandene) Vertonung und die KI im Kampf wirklich mies sind und so ein Spiel im Jahr 2014 keine Berechtigung mehr hat.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte, ich kann aber nun mal nur aus meiner sehr subjektiven Sichtweise schreiben. Dragonfall ist eine wirklich schöne Kampagne – Das Setting in den ADL bzw. in Berlin ist sehr zugänglich nimmt die Hintergrundgeschichte des offiziellen Kanon sehr gut auf. In den langen Gesprächen wird so manches Geheimnis bzw. detaillierte Hintergrundinformationen aufgerollt und selbst manche Andeutungen zaubert jemandem wie mir, der so ziemlich alle Shadowrun Romane gelesen hat (und auch genügend Regelwerke und Quellenbücher) ein Lächeln ins Gesicht. Egal ob Hintergrundwissen über Drachen, die Geschichte des Policlubs und der Nacht des Zorns bis hin zur KI in der Matrix – so vieles wird in den wenigen Stunden der Kampagne besprochen und wirkt dabei aber keineswegs platziert. Wo die erste Kampagne „Dead Mans Switch“ noch ihre Längen hatte und teilweise in der Routine fast erstickt wäre, lebt Dragonfall hier auf und ist schneller, frischer und teilweise auch fordernder. Auch wenn die Kampf KI nicht perfekt ist, ist sie doch zumindest regelgetreu und bildet auf einfache Art und Weise den Kampf im Pen & Paper ab.
Die Grafik kommt mit der Isometrischen Ansicht natürlich ein wenig altbacken daher, besticht aber, wenn man genau hin sieht mit Kleinigkeiten und Details, die einen durchaus in die Welt hineinziehen – wenn man es zulässt. Ich gebe es ganz ehrlich zu: Shadowrun Returns erinnert mich an die langen Abende, in denen ich früher an meinem alten PC gesessen bin und Baldurs Gate, Icewind Dale oder Tempel des elementaren Bösen gespielt habe – genau in diese Bresche will Shadowrun: Returns ebenfalls springen und das macht es auch – nur ein wenig sauberer, frischer und nicht ganz so frustrierend.
Wer ein Rollenspiel sucht, in dem er in eine unbekannte Welt eintaucht und ein strahlender Held ist, wer Top- Grafik sucht – der wird mit Shadowrun nicht glücklich werden. Wer aber schon immer mal die Welt, die er bisher nur aus Büchern oder der Pen & Paper Runde kannte, erleben und bespielen will, oder wer schon am SNES seinen Spaß mit Shadowrun hatte, der ist auch im Jahr 2014 in der erwachten Welt am PC gut aufgehoben.
Wie bei so vielen Spielen gibt es keine richtige oder falsche Wertung – der eigene Spielspaß zählt – ich habe ihn in Shadowrun gefunden und freue mich auf weitere Kampagnen – egal ob offiziell oder von Fans gemacht!